Ungeplante Arbeitsübernahme in der Pflege: Alarmierende Ergebnisse einer Umfrage in Nordrhein-Westfalen

Ungeplante Arbeitseinsätze in der PflegeEine Umfrage des renommierten Instituts für Demoskopie (IfD) Allensbach im Auftrag der Pflegekammer NRW hat besorgniserregende Ergebnisse über die häufige ungeplante Arbeitsübernahme in der Pflege offenbart.

Die Umfrage ergab, dass jede zweite Pflegefachperson in Nordrhein-Westfalen "oft" oder "sehr oft" ungeplant bei der Arbeit einspringen muss. Besonders stark betroffen sind die Beschäftigten in der stationären Altenpflege, von denen knapp zwei Drittel angaben, häufig einspringen zu müssen. Auch in der ambulanten Pflege und in der Psychiatrie ist die Situation besorgniserregend.

Die geringe Planbarkeit des Alltags stellt eine erhebliche Belastung für die Pflegefachpersonen dar, insbesondere für Frauen, die über 80 Prozent der Pflegefachpersonen in NRW ausmachen. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist in der Pflege maßgeblich, und die Umfrageergebnisse zeigen, dass nur 35 Prozent der im Schichtdienst arbeitenden Pflegefachpersonen angaben, dass sich ihr Privatleben gut mit dem Beruf vereinbaren lasse.

Um dieser Herausforderung zu begegnen, werden bereits Maßnahmen ergriffen. Einige Krankenhäuser haben sogenannte Flex Pools eingeführt, die kurzfristige Personalbedarfe abdecken sollen. Die Beschäftigten in diesen Flex Pools profitieren von größerer Flexibilität bei der Festlegung ihrer Arbeitszeiten und werden je nach Bedarf in verschiedenen Stationen eingesetzt.

Die Pflegekammer NRW steht einer Diskussion über Chancen und Herausforderungen von Arbeitnehmerüberlassung offen gegenüber und hat bereits eine Expertengruppe ins Leben gerufen sowie ein Positionspapier veröffentlicht. Zukünftig werden die Rahmenbedingungen, die Pflegeeinrichtungen ihren Beschäftigten bieten, eine immer wichtigere Rolle spielen, um kurzfristiges Einspringen einzudämmen.

Das Modell der sogenannten Magnetkrankenhäuser aus den USA wird derzeit in vier Krankenhäusern in NRW im Rahmen des Projekts "Magnet4Europe" erprobt. Diese Krankenhäuser bieten sehr gute Arbeitsbedingungen und sind erfolgreich darin, Pflegefachpersonen langfristig zu binden.

Die Umfrage des IfD Allensbach wurde von knapp 2.200 Mitgliedern der Pflegekammer NRW durchgeführt und ermöglicht Erkenntnisse über die berufliche Situation der Pflegenden in NRW. Es ist klar, dass die Problematik des ungeplanten Einspringens in der Pflege dringend angegangen werden muss, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern und die Pflegekräfte langfristig zu halten.


Zur Pressemitteilung: https://www.pflegekammer-nrw.de/wp-content/uploads/2023/06/2023-06-23_PKNRW_Stellungnahme_Leiharbeit.pdf

Foto: stock.adobe.com – Alliance

 

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